
Wie wird eine moderne Segelyacht gebaut?
Wenn Sie in den Showroom Ihres Bootshändlers kommen, fühlt es sich oft gang besonders an. Und das soll es auch: Der Anblick all dieser brandneuen, makellos gefertigten Yachten soll Sie in Ihrem Traum, eines Tages selbst eines dieser Schiffe zu besitzen, bestärken. Die Yachten sind perfekt inszeniert, auch Hochglanz poliert und laden ein, sich selbst am Steuer vorzustellen.
Und während Sie sich nun also auf den Weg machen, selbst Bootsbesitzer zu werden, tauchen dabei natürlich zwangsläufig Fragen zur Bauqualität, den Materialien und der Art und Weise auf, wie die Boote überhaupt hergestellt werden. Serienbau? Handwerkskunst? Nun denn: Wie wird Ihre Segelyacht also überhaupt gebaut? In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie ein modernes Serienboot entsteht – vom ersten Entwurf bis hin zu dem prächtigen Schiff, das Sie so sehr bewundern.
Die (relativ junge) Geschichte des modernen Segelbootes
Wir Menschen benutzen schwimmende Objekte schon seit Anbeginn unserer Zeit. Schon in den frühesten Tagen entwickelten an der Küste lebende Stämme die ersten einfachen Flöße. Bald darauf erlebten Boote überall eine rasante Entwicklung: Es entstanden auf die Reviere vor Ort spezialisierte Designs, wie beispielsweise die Schilfboote des Alten Ägypten oder die hölzernen Galeeren der Phönizier. Ab dem Mittelalter kamen in Europa die ersten rahgetakelten Karavellen auf, mit welchen die Weltmeere und neue Kontinente entdeckt worden sind. Neue Handelsrouten – durch Schiffe ermöglicht – öffneten den Menschen eine globalisierte Welt.
Indes, ist Segeln als Freizeitvergnügen eine relativ junge Erfindung. Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein gab es nämlich nur zwei Gründe, ein Schiff zu bauen. Entweder für den Handel oder für den Krieg. Es war zunächst die Aristokratie und wohlhabende Industrielle, welche die Segelregatta erfanden. Damals ein Sport, der nur den reichsten Menschen und Königen vorbehalten war. Der erste dokumentierte Weltumsegler, der aus reinem Vergnügen die Welt umsegelte, war der Amerikaner Joshua Slocum im Jahr 1895. Das ist im Vergleich zur Geschichte der Seefahrt im Prinzip „gestern“ gewesen …
Eine moderne Bootsindustrie, welche Segelboote und Yachten auch für normale Menschen zugänglich machte, sollte hingehen erst in den späten 1960er Jahren entstehen. Bis dahin waren eher in Handarbeit in kleinen Werft-Manufakturen gefertigte Dinghys oder Jollen aus Holz, die man kaufen konnte. Erst Michel Dufours Einführung von glasfaserverstärkten Rümpfen markierte so richtig den Beginn der modernen Serienproduktion. Segelboote wurden endlich in Massen gebaut – und das zu erschwinglichen Preisen.

Industrialisierte Serienproduktion - aber immer noch 100% Handarbeit
Bis heute haben mächtige Fortschritte in den Bereichen der Materialtechnologie und Produktionstechnik eine Vielzahl an Materialien und Produktionsformen für moderne Segelyachten hervorgebracht. Moderne, aus Vinylester oder Epoxy gefertigte Segelyachten sind den ersten Polyester-Booten von vor 30 Jahren weit überlegen. Mit der Fülle an Erfahrungen im Umgang mit Carbon-Fasern und anderen Kompositen werden leichte und steife Renn-Yachten aus diesem Material auch immer erschwinglicher. Die Boote werden insgesamt leichter, dabei aber auch steifer und leistungsstärker. Gleichzeitig hat die computergestützte Konstruktion (CAD) oder 3D-Augmented Reality den Designprozess revolutioniert. Heutzutage sind mehrachsige CNC-Maschinen nichts Besonderes mehr in den Werften, sie ermöglichen eine bisher unerreichte Präzision im Bootsbau.
Dennoch bleibt im Kern dieses Fortschritts noch immer die jahrhundertealte Ethik der Handwerkskunst und manueller Präzision erhalten. Berufe wie die des Bootsbauers, des Tischlers oder des Bootszimmermann sind weiterhin gefragt. Sowohl bei den Werften als Mitarbeiter, als auch unter vielen jungen Menschen, die diesen schönen Beruf ergreifen möchten.
Mehr noch: Der Bau eines modernen Segelboots ist auch heute noch hauptsächlich Handarbeit. Es bedarf dutzender hochqualifizierter Hände, um das zu formen, was später zu Ihrem Traumschiff wird. Selbst die modernsten und bestausgestatteten Werften beschäftigen weiterhin qualifizierte Bootsbauer, Verbundwerkstoff-Spezialisten, Tischler und Elektriker, die Ihre Yacht dann bauen. Denn anders als ein Auto, kann ein Boot (noch?) nicht von einem Roboter hergestellt werden – es ist schlicht zu kompliziert. Denken Sie also daran, wenn Sie über eine Bootsmesse schlendern oder einen Showroom besuchen: Ihre Segelyacht wurde von vielen verschiedenen Menschen gebaut.
Wenn Sie gerade dabei sind, ein neues Boot zu kaufen, fragen Sie Ihren Händler unbedingt, einen Besuch in der Werft zu organisieren, in der Ihr Boot gebaut wird. Dies wird nicht nur eine einzigartige und unvergessliche Reise für Sie und Ihre Familie sein, sondern auch Ihre Kaufentscheidung unterstützen und Ihnen intime Einblicke in die Bauqualität der jeweiligen Marke geben. Unsere Werft steht Ihnen selbstverständlich für solch einen Besuch offen.
Aus kleinen Manufakturen werden große Serien-Werften
Als Kaufinteressent wissen sie es schon längst: Es gibt es eine schier unüberschaubare Anzahl an Bootsbauern und Yachtmarken! Und das ist auch gut so, denn sie decken damit das gesamte Spektrum des Segelsports ab und bieten so für jeden Geschmack das passende Boot. Von kleinen, familiengeführten Manufakturen, die meist an Binnenseen oder in Küstenstädten ansässig sind, bis hin zu einer Handvoll hoch-industrialisierter Serienherstellen, wie auch wir einer sind.
Während letztere Hunderte von Einheiten pro Jahr produzieren können, bringen kleine Familienmarken vielleicht nur wenige, meist sehr aufwändig hergestellte und entsprechend teure Boote pro Jahr aufs Wasser. Sie haben also die Wahl aus der gesamte Bandbreite an Segelyachten in jeder Größe, aus jedem Material, für jeden Zweck und jedes Budget. Sie können ein hölzernes Prachtstück in den klassischen Linien der goldenen Ära des Segelns bestellen oder einen perfekt für Traumurlaube gebauten Cruiser von einem Serienproduzenten wählen. Sie können eine hochgezüchtete Rennyacht nach Ihren spezifischen Bedürfnissen anfertigen lassen oder aus den vielen Optionen der Serienhersteller ein individuell gefertigtes Familien-Segelboot bestellen. Alles ist möglich.
Je kleiner ein Unternehmen, desto spezialisierter und auch teurer sind die Boote. Als Kunde haben Sie dort einen großen Einfluss auf das Design, die Materialien und natürlich die Spezifikationen Ihrer Yacht. Dementsprechend sind Wartezeiten für einen Produktionsplatz, aber auch die Bauzeiten und natürlich die Preise solcher Boote sehr hoch.
Serienproduktionsfirmen hingegen produzieren Yachten, die auf den bestmöglich passenden, allgemeingültigen Geschmack und Ansprüche der Segler zugeschnitten sind: Dies gilt sowohl für die Segelfähigkeiten als auch für die Ausstattung, den Komfort und das Budget. Wartezeiten für Produktionsplätze oder die Bauzeiten sind hier viel kürzer, und die Preise für ein Serienboot deutlich niedriger. Im Gegenzug ist der Grad an Individualisierung auf Optionen beschränkt, welche die Preislisten der Hersteller vorgeben. Die meiste Individualisierung dieser Boote findet dann nach der Übergabe durch die Eigner und die betreuenden Händler statt.
Wo große Innovationen auf traditionellen Bootsbau treffen
Es war immer die Verbindung von Tradition und Moderne, welche die Entwicklungen des Bootsbaus vorangetrieben hat. So revolutionierten die Glasfaser-, Carbonfaser- oder die Kevlar-Komposite Ende des 20. Jahrhunderts die Branche und haben Holz als Bootsbaumaterial fast vollständig verdrängt. Mit einem unschlagbar hervorragenden Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht bieten sie eine Steifigkeit der Rümpfe, die in älteren Designs undenkbar war. So werden Verformungen durch die Einflüsse der Wellen reduziert, es entstehen Schiffe, die mit bemerkenswerter Effizienz durchs Wasser gleiten. Allerdings sind diese Hightech-Fasern wiederum auch anfälliger für Gefahren, die ein Holzboot problemlos überstehen würde.
Technologische Fortschritte in der computergestützten Konstruktion (CAD), 3D-Modellierung und Augmented Reality haben eine beispiellose Präzision und Individualisierung im Design ermöglicht, indem sie Rumpfformen, Kielkonstruktionen und Takelagen für maximale Leistung optimieren. Gleichzeitig ermöglicht der Einsatz von CNC-Maschinen (Computer Numerical Control) das präzise Schneiden von Materialien, was eine exakte Einhaltung der Designspezifikationen sicherstellt. Kein noch so erfahrener Handwerker könnte diesen Grad an Genauigkeit erreichen!
Immer häufiger wird nun auch die künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt, insbesondere zur Optimierung der Schiffsarchitektur, des Designs von Anbauteilen und der hydrodynamischen Formen der Rümpfe. Diese leistungsstarken Programme können Millionen von Berechnungen durchführen und unzählige Iterationen von Teilen oder ganzen Bootsdesigns förmlich ausspucken.
Gleichzeitig – um nicht zu sagen: Glücklicherweise – schlägt das Herz des Designs und Baus eines Segelboots weiterhin im Rhythmus der traditionellen Handwerkskunst. Das sorgfältige, von Hand ausgeführte Laminieren von Glasfaser-Rümpfen oder die kunstvolle Gestaltung von Holzinterieurs sind ohne menschliches Handwerk nicht denkbar. Selbst mit Hightech-Materialien und -Prozessen bleibt Bootsbau auch weiterhin in den Händen von Profis. Denn es ist die Kombination aus Expertise und Leidenschaft, damit die an sich unbelebten und „seelenlosen“ technologischen Fortschritte zu ansprechenden Segelbooten werden.
GFK, Alu oder Carbon – was ist das beste Bootsbau-Material?
Über diese Frage lässt sich vortrefflich streiten. Denn jedes Material, das im modernen Bootsbau verwendet wird, hat seinen eigenen Charakter und ganz spezifische Eigenschaften. Je nach Größe oder Verwendungszweck einer Yacht werden bestimmte Materialien bevorzugt, da sie für unterschiedliche Zwecke besser geeignet sind.
So wird beispielsweise eine Segelyacht, die in den entferntesten nördlichen oder südlichen Breiten segelt, mit hoher Wahrscheinlichkeit Eis und Growlern begegnen: Daher ist Aluminium oftmals das Material der Wahl für solche Explorer-Yachten. Ein Boot wiederum, das ausschließlich in warmen Sommern für Urlaube bei einer Chartergesellschaft verwendet wird, muss nicht aus einem so rigiden Material gebaut werden – hier reicht Glasfaser vollkommen aus. Und eine schnittige Segelyacht, die darauf ausgelegt ist, die schnellsten Regatten der Welt zu gewinnen, bei denen es keine Budgetbeschränkungen gibt, wird hingegen fast immer aus dem leichtem Carbon gebaut.
Sie sehen, die Funktion bestimmt immer die Materialentscheidung. Der Bau einer Segelyacht erfordert ein sorgfältiges Abwägen bei der Auswahl der richtigen Materialien. Und das für jedes Bauteil. Es setzt ein tiefes Verständnis sowohl der jeweiligen Materialeigenschaften wie auch des Anwendungsbereiches voraus, um eine richtige Auswahl zu ermöglichen.

Welche Materialien werden im Bootsbau verwendet? In dieser Übersicht finden Sie die gängigsten Materialien, ihre Eigenschaften und die Gründe für ihre Auswahl:
Komponente | Material | Eigenschaften | Gründe für die Nutzung |
---|---|---|---|
Rumpfmaterial | GFK/Fieberglas, Holz, Stahl, Aluminium oder andere Komposite | Rümpfe müssen widerstandsfähig, steif, wasserdicht und haltbar sein | Auswahl erfolgt primär aufgrund des Einsatzzweckes, der Kosten, der Wartungs-Intensität und Performance-Anforderungen |
Deck | GFK/Fieberglas, Holz oder andere Komposite | Widerstandsfähig vor allem gegenüber Wettereinflüssen, Wasser und Abnutzung | Hier stehen vor allem Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit im Vordergrund |
Mast & Baum | Aluminium, Carbon oder Holz | Müssen sehr stark und leicht sein | Es wird sich das Verhältnis von Rigidität zu Gewicht angeschaut. Man will ein möglichst starkes aber auch möglichst leichtes Rigg |
Segel | Dacron, Mylar, Kevlar oder Carbon-Laminate (auch Membransegel genannt) | Leicht, stark, formtreu und das unter verschiedensten Bedingungen. UV-Beständigkeit ist ebenso wichtig | In der Regel entscheidet der Anwendungsbereich und Fragen wie Haltbarkeit sowie Performance über die Auswahl des Segeltuches, was immer auch ein Kostenfaktor ist |
Kiel | Gusseisen, Blei | Möglichst schwer, also viel Masse auf wenig Volumen, Korrosionsbeständigkeit | Der Kiel sorgt für den Ballast und damit die Stabilität eines jeden Segelbootes. Je dichter und schwerer, desto besser. Eisen ist preiswerter als Blei, das wiederum als Schwermetall giftig ist |
Ruderblätter | GFK/Fieberglas, selten auch andere Materialien | Muss sehr haltbar und widerstandsfähig sein | Ruder müssen dem Wasserdruck beim Steuern widerstehen, sind ständig hohen und wechselnden Belastungen ausgesetzt. Je leichter und widerstandsfähiger, desto besser |
Leinen und Festmacher | Nylon, Polyester, oder Dyneema | Leicht, bruchfest, UV-beständig und dabei sehr stark, teilweise sogar etwas elastisch | Für jeden Einsatzbereich an Bord muss eine Leine bestimmte Eigenschaften mitbringen. Ein Mix der Materialien macht´s, dabei sollen Leinen natürlich möglichst lange halten |
Interieur, Bootstischlerei | Holz, Sperrholz, Furnierhölzer. Aber auch GFK oder synthetischer Hartschaum | Haltbar, schick, einfach zu reinigen, einfach zu reparieren | Die Auswahl wird meist ästhetischen Vorstellungen unterworfen, oft auch praktischen Ansprüchen und natürlich dem Budget |
Auch als Serienboot ist doch jede Segelyacht irgendwie einzigartig in ihrer Größe, Form und Zweck, auch wenn viele Kernkomponenten die gleichen sind. Das wird auch bei Ihrem Boot so sein. Natürlich dienen die konstruktiv grundlegenden und strukturell wichtigen Elemente eine zentrale Rolle für die Seetüchtigkeit des Bootes. Andere Elemente dienen rein der Ästhetik und damit Ihrem Wohlbefinden.
Sie sehen als, dass es kein „bestes Material“ für eine Segelyacht gibt. Die Wahl hängt davon ab, wo und wofür das Boot genutzt wird. „Klassische“ Materialien wie Holz existieren als Nische weiterhin neben Glasfaser, Metall oder Carbonfasern. Aktuelle Trends in Sachen Sustainability haben jedoch eine kleine Renaissance von Naturfasern, wie Flachs, und auch von Holzbooten bewirkt. Hier bleibt es spannend, denn wie immer, ist auch im Bootsbau alles im Fluss.
Wie wird eine Serienyacht in der Werft gebaut?
Wie Sie nun schon erfahren haben, ist der Bau eines modernen Segelbootes auch heute noch überwiegend Handarbeit. Serienproduktionsfirmen wie wir haben jedoch den Bauprozess extrem optimiert, indem Konzepte wie Fließbandfertigung, modulare Produktion und Paket-Ausstattung eingeführt worden sind.
Kommen Sie mit in unsere Werft, dies sind nun die hauptsächlichen Arbeitsschritte, die eine moderne Segelyacht in der Produktion durchläuft:
Schritt 1: Lamination des Rumpfes
Da die meisten modernen Segelboote aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) bestehen, wird der Rumpf laminiert. Hierzu werden mehrere Schichten der Glasfasermatten in Negativ-Formen der Rümpfe gelegt. Sie werden mit einem Harz getränkt, und von Verbundwerkstoff-Spezialisten Schicht für Schicht in eine solide Schale laminiert. So entsteht das Boot. Dabei besteht die äußere „Haut“ des Rumpfes aus einer dünnen Schicht, die wir „Gelcoat“ nennen. Sie ist meistens glänzend weiß und optisch ansprechend, kann aber auch viele andere Farben annehmen. Für die Lamination gibt es verschiedene Produktionsmethoden: Die Handlamination wie eben beschrieben, die Vakuuminfusion oder die Vakuuminjektion. Manche Rümpfe bestehen aus zwei Teilen, wobei die äußere Schale mit einer Innenstruktur verstärkt wird, die für die spätere Steifigkeit sorgt. Einen GFK-Rumpf zu bauen, selbst den von großen Yachten, benötigt nur wenige Tage in der Werft.
Schritt 2: Herstellung des Decks
Wie auch der Rumpf werden bei GFK-Yachten die Decks aus diesem Glasfaser-Komposit hergestellt. Und das auch in Formen. Fast alle Decks werden heutzutage per Vakuuminfusion oder -injektion gefertigt. Bei dieser Methode werden trockene Glasfasermatten in die Form gelegt und luftdicht mit einer Kunststofffolie abgedeckt. Nun wird über Schläuche die verbliebene Luft zwischen Form und Folie abgesaugt, während an einem anderen Ende über Schläuche das Harz injiziert wird. Durch den Unterdruck verteilt sich das Harz nun in den GFK-Matten. Nach dem Trocknen entsteht so ein besonders steifes, aber dünnes Deck, das aus der Form gelöst wird.
Schritt 3: Einbau des Motors und des Rudersystems
Der getrocknete, aber noch leere Rumpf, wird auf ein Gestell gesetzt und in die Ausbauhalle gefahren. Häufig bilden die Boote hier eine Montagelinie oder „docken“ mit dem Heck an einen zentralen Arbeitssteg an. Der Einbau des Hauptmotors – meist ein Diesel, zunehmend aber auch Hybrid- oder vollelektrische Antriebe – ist oft der erste Schritt. Dazu gehören dann das Getriebe, der Saildrive oder die Welle, die Kraftstofftanks, Batterien und eben alles, was für einen funktionierenden Antrieb notwendig ist. Auch das Ruder und die Steuersysteme, wie Quadrant, Schaft und Lager, werden eingebaut. Danach „rollt“ das Boot zur nächsten Station.
Schritt 4: Sanitär- und Wassersystem
Der Komfort an Bord eines Bootes hängt auch stark von den Sanitär-Einrichtungen und damit vom Wassersystem. Und dieses wird als nächstes eingebaut. Die Installation erfordert das sorgfältige Verlegen von Rohren und Schläuchen durch die gesamte Länge des Bootes, was ein tiefes Verständnis des Layouts und der Systemfunktionalität erfordert. Serienproduzenten nutzen oft vorgefertigte Module für die Badezimmer. Diese werden in der Werft außerhalb des Bootes hergestellt und später einfach per Kran in den Rumpf gehoben. Dort müssen sie nur noch fixiert und angeschlossen werden. Ein gut vorbereitetes Modul kann so in wenigen Stunden installiert werden.
Schritt 5: Bau der Kabinen und des Salons
Auch für Kabinen und Salons werden bei Serienproduzenten meist vorgefertigte Module verwendet, die neben dem Boot oder in speziellen Bootszimmereien in der Werft zusammengebaut werden. Nacheinander kommen diese nun an Bord und werden fixiert. Auch hier müssen meist nur wenige Kabel angeschlossen werden, denn sie sind bereits mit Elektrik, Beleuchtung, Elektronik und anderem Equipment fix und fertig ausgestattet. Manche Hersteller bevorzugen aber auch die traditionelle Methode: Zuerst werden die Hauptspanten eingesetzt, um die Struktur des Bootes herzustellen. Dann bringen Bootstischler die Möbel Stück für Stück an Bord und komplettieren die Möbel. Dieser Prozess ist natürlich viel zeitaufwändiger und damit teurer. Er wird daher meist nur in kleineren Werften angewendet.
Schritt 6: Elektrische Systeme und Bord-Elektronik
Die Position und das Verlegen von Kabeln sowie der Anschluss von Schaltkreisen für die gesamte Yacht sind bereits im Designprozess bis ins letzte Details vorgeplant. Die Module enthalten meist oft schon die Standardausstattung. Elektriker installieren dann nur noch Upgrades oder kundenspezifische Optionen, wie Beleuchtung, Heizung, Ventilatoren, Kommunikations- und Navigationsgeräte.
Schritt 7: Die „Hochzeit“ von Deck und Rumpf
Wenn Sie selbst einmal ein Werft sehen möchten, dann ist ein Besuch besonders lohnend, wenn Deck und Rumpf verbunden werden – die sogenannte „Hochzeit“. Nachdem der Innenraum nun komplett fertiggestellt ist, wird das Deck auf den Rumpf gesetzt und mit hochfestem Kleber sowie Schrauben oder Bolzen verbunden. Hochwertige Luxusyachten erhalten oft eine laminierte Deck-Rumpf-Verbindung. Dieser Moment ist hoch emotional, für Bootsbauer wie Eigner gleichermaßen, da Ihre Yacht nun „richtiges Schiff“ geworden ist.
Schritt 8: Die Kielmontage
Stabilität ist der nächste Punkt. Moderne Segelboot-Kiele bestehen aus Materialien wie Gusseisen (besonders kostengünstig) oder Blei (dichter und teurer, oft für Luxus- oder Rennboote). Es gibt aber auch ganz spezielle Kiele mit einer Finne aus Carbon und einer Bleibombe, diese werden aber eher nur für Renn-Yachten verwendet. Für Ihre neue Yacht wird es also höchstwahrscheinlich ein gusseiserner Kiel sein. Dieser wird eingedichtet und mit Kielbolzen sicher am Rumpf befestigt, wobei höchste Präzision erforderlich ist, um eine perfekte Ausrichtung zur Mittellinie des Bootes zu gewährleisten.
Schritt 9: Endbearbeitung, Qualitätskontrolle und Test im Pool
Die Yacht ist nun im Prinzip fertig. Beim letzten Schritt werden alle Installationen, mechanischen und technischen Systeme gründlich geprüft. Viele Werften verfügen über ein großes Becken oder eine Station, die wie eine überdimensionierte Autowaschanlage aussieht. Hier sieht die Yacht erstmals Wasser, ihre Schwimmeigenschaften werden getestet und ein mehrstündiger Beregnungstest prüft die Wasserdichtigkeit von Luken und Bullaugen. Das Boot ist nun bereit für den Roll-out und Transport zu dem Hafen, an dem Sie es als Eigner übernehmen möchten.
Der Abschluss und krönender Höhepunkt: Die Inbetriebnahme des Bootes
Je nach Größe der Werft übernimmt entweder die Werft selbst oder Ihr Händler die Inbetriebnahme. Es wird der Mast gestellt, die Segel angeschlagen, alle technische Systeme kalibriert und das Boot auf Hochglanz gebracht. Was folgt, ist der wohl glücklichste Tag im Leben eines Eigners: Die feierliche Übergabe Ihrer Traumyacht!


Wie moderne Segelyachten gebaut werden: Zusammengefasst
Natürlich konnten wir in diesem Artikel nur an der Oberfläche dieses spannenden Themas kratzen: Die Kunst der Segelmacher blieb beispielsweise unberührt.
Jede Segelyacht enthält die sorgfältige Präzision von Bootsbauern und ihr unerschütterliches Engagement für Exzellenz. Die Wahl der Materialien – von bewährtem Glasfaser und Holz bis hin zu innovativen Materialien wie Carbonfaser und Kevlar-Kompositen – ist entscheidend und immer dem Einsatzzweck des Bootes angemessen. Diese werden perfekt mit der kunstvollen Ausführung traditioneller Handwerkstechniken kombiniert, die durch modernste Technologie verbessert werden. Moderne Segelyachten, sei es ein einzigartiges Einzelstück oder der erschwingliche Cruiser aus Serienproduktion, sind faszinierende Objekte. Gebaut, damit Sie Ihren Traum vom Segeln auf den Meeren Wirklichkeit werden lassen können.
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